Die Arbeitswelt ist durch die Corona-Pandemie eine ganz andere geworden. Fast über Nacht wurde das Homeoffice für sehr viele Angestellte möglich. Aber was davon bleibt nach der Pandemie? Eine Umfrage unter CEOs könnte uns einen Hinweis darauf geben, was uns erwartet.
Sieht man heute in Deutschland auf den Verkehr in den Städten, könnte man den Eindruck gewinnen, dass in diesem zweiten Pandemie-Jahr bereits wieder deutlich weniger Menschen im Homeoffice arbeiten als noch vor einem Jahr. Wir erinnern uns: Fast über Nacht wurde es auch in Deutschland plötzlich möglich gemacht, dass Millionen Arbeitnehmer erstmals das heimische Quartier als Arbeitsplatz nutzen konnten. Was die Politik und die Wirtschaft viele Jahre lang nicht voranbringen konnten, gelang schließlich der Pandemie.
Aber wo stehen wir gerade? Zählen die Firmen-Chefs bereits jetzt die Tage, bis sie ihr Personal wieder in die Büros beordern können, oder gibt es einen nachhaltigen Effekt, der bestätigt, dass das Homeoffice nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken sein wird? IBM wollte der Sache auf den Grund gehen und befragte daher für eine Studie 3.000 CEOs aus aller Welt zu ihren Prioritäten nach der Pandemie.
Mark Foster, Senior Vice President bei IBM Services sagt, dass die COVID-19-Pandemie viele Führungskräfte ebenso wie die Mitarbeiter herausgefordert habe, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf der Seite des World Economic Forum wird über die Ergebnisse der Studie berichtet, die in die Bereiche Prioritäten, Vorteile und Lektionen aufgeteilt wurde.
Prioritäten
Welche Prioritäten verfolgen die CEOs? Beweglich und agil sein, sagen sehr viele der befragten Unternehmens-Chefs. Das ist ein Learning aus der derzeitigen Krise und darauf wollen sich die CEOs künftig fokussieren: Mehr als die Hälfte (56 %) der CEOs betonen die Notwendigkeit, operative Agilität und Flexibilität in den nächsten zwei bis drei Jahren “aggressiv zu verfolgen”.

Eine weitere Priorität wird der Blick auf die Technologie sein. Neben Cloud Computing und künstlicher Intelligenz ist es das Internet of Things, was die CEOs als Kernthemen in diesem Bereich ausgemacht haben und das wollen sie natürlich für sich und ihr Personal nutzen. Die Erkenntnis, dass es technisch heute deutlich besser zu realisieren ist, den Arbeitsplatz auszulagern, ist essentiell für die Bewältigung der Krise bzw. für den Erfolg in der Krise.
Außerdem spielen Regulierungen künftig eine wichtige Rolle, finden nahezu 50 Prozent der Befragten, das habe die Pandemie ihrer Meinung nach bewiesen. Sowohl beim Datenschutz als auch beim Handel setzen sich Regierungen mehr und mehr durch.

Vorteile
Wer hat gut performt und wer schlecht bzw. wie unterscheiden sich die Pandemie-Gewinner von den Verlierern? Die Studie kann grob fünf Schlüsselbereiche ausmachen, die den Unterschied gemacht haben – einer davon sind natürlich die Mitarbeiter selbst: 50 Prozent der Outperformer haben erkannt, dass der Remote-Arbeitsplatz eine Schlüsselrolle spielt und man sich darauf weiter konzentrieren muss, Nur ein Viertel der Underperformer kamen zum selben Schluss und daran lässt sich schön erkennen, dass es die Unternehmen leichter haben, die den Wert des heimischen Arbeitsplatzes erkannt haben und ihn fördern.
Auch in den anderen vier Schlüsselkategorien wurden die Outperformer den Underperformern gegenübergestellt und lediglich beim Punkt Führung herrschte Einigkeit (85 Prozent antworteten so) darüber, dass die Qualität der Führung Einfluss auf die Unternehmensleistung habe. Eine “entschlossene strategische Führung” zeigte sich dabei durchgängig unter den Outperformern.
Auch bei der Offenheit gegenüber Technologien und Innovationen zeigt sich, dass die mutigeren Unternehmen deutlich eher mit Erfolg belohnt werden, als diejenigen, die abwartender agieren. Klar, wer Chancen und Risiken früher abwägt, kann schneller auf den Zug aufspringen und von neuen Technologien profitieren. Auch beim Punkt Sicherheit sind es eher die erfolgreichen CEOs als die strauchelnden, die diesem Thema eine hohe Priorität zuordnen.
Bleibt zu hoffen, dass diese Vorteile künftig auch von allen anderen Unternehmen erkannt werden und diese sich dementsprechend orientieren und positionieren. Das bringt uns zum dritten Bereich der Auswertung, den Lektionen, die die Unternehmen mitnehmen:
Lektionen
Bei der Analyse der Daten fand IBM drei Kernbereiche, auf die sich die CEOs konzentrieren, nämlich die Kundschaft sowie Klienten und Partner, außerdem das operative Geschäft und die eigenen Produkte. Das hier Gesagte ist meiner Meinung nach eher zu vernachlässigen, weil natürlich kein CEO nicht das operative Geschäft, die eigenen Produkte und die eigene Kundschaft im Blick hat und das hier Kommunizierte weniger nach tatsächlichem Learning und mehr nach Marketing-Sprech klingt. Interessant ist hier lediglich, wie die CEOs diese drei Bereiche gewichten:
48 Prozent der Befragten haben der Umfrage zufolge Kunden, Klienten und Bürger als ihre wichtigsten Geschäftsfachleute ausgemacht und wollen sich auf Ethik und Integrität konzentrieren. Ob die Erkenntnis, dass das ausnutzen von Kunden oder Partnern zu kurz gesprungen ist, tatsächlich einer veränderten Herangehensweise führt, muss die Zukunft zeigen. Für 30 Prozent der Chefs stehen die Produkte und der Faktor Innovation im Vordergrund, während die restlichen etwa 20 Prozent das operative Geschäft priorisieren.
Stellt man in diesen drei Kategorien wieder die Out- und Underperformer gegenüber, hat es die am stärksten erwischt, die sich aufs operative Geschäft fokussiert haben, statt Kunden oder die eigenen Produkte vor den Umsatzzahlen im Blick zu behalten.
“Arbeitsplatzverluste, eine sich vergrößernde digitale Kluft, gestörte soziale Interaktionen und abrupte Marktverschiebungen könnten für große Teile der Weltbevölkerung schlimme Folgen und verlorene Chancen haben”, heißt es ergänzend dazu im Global Risks Report 2021 des Weltwirtschaftsforums, wo Risiken und Folgen der immer breiter auseinander gehenden gesellschaftlichen Schere untersucht wurden.
Wenn wir jetzt ein Resümee ziehen wollen aus der IBM-Studie und dem Global Risk Report 2021, dann sollte es vielleicht mit der Bereitschaft (sowohl von Chefs als auch Angestellten) zusammenhängen, möglichst beweglich zu bleiben. Auf den Arbeitsplatz bezogen bedeutet das, dass man sich sowohl als Chef, aber auch als Mitarbeiter intensiv mit dem Homeoffice auseinandersetzen sollte, falls es nicht schon geschehen ist. Natürlich gibt es Unterschiede, die einen Remote-Arbeitsplatz mal leichter und mal schwerer realisierbar machen, aber solange es machbar ist, sollten möglichst schnell die Weichen dafür gestellt werden. dass Arbeitnehmer möglichst oft ihren Job auch von zuhause aus tun können.